Porträt Felsburg 3
Felsburg mit Burgmauern

Am Fuß des Berges erscheint einem die Distanz zu dem ersehnten Ziel – der Felsburg, die über dem kleinen Ort Felsberg sitzt – schier endlos. Man kann sie zwar schon sehen, aber dennoch wirkt der Weg, nicht zuletzt durch die Steigung, sehr weit. Mutig macht man sich auf, um diesen Berg zu erklimmen und stellt nach wenigen Minuten fest, dass es doch nicht so schlimm war, da man schon auf der Burgwiese angekommen ist.
Trotzdem stellt sich unweigerlich die Frage: Wie war es wohl im Mittelalter als die Burg erbaut wurde? Ohne befestigten und geteerten Weg diesen Berg zu bezwingen, womöglich noch mit Arbeitsmaterialien oder Nahrungsmitteln beschwert? Man musste sich durch Büsche und unwegsames Gelände schlagen, unter den Ästen der Bäume hindurch, nur um dann auf der Burgwiese zu stehen und festzustellen, dass der Weg noch nicht geschafft ist.
Die Burg ist schon zu sehen, wirkt zum Greifen nah. Sogar das Schlagen der Fahne im Wind ist schon zu hören. Zur Zeit weht die Deutschlandflagge über den Dächern der Stadt – denn auch Felsberg ist in EM-Stimmung – das restliche Jahr über befindet sich an ihrem Platz die hessische Landesflagge.

Nach einer weiteren Steigung und ungefähr 100 Stufen hat man endlich das Ziel erreicht: Man steht im Burghof der Felsburg. Einem Bergfried, der im Mittelalter erbaut wurde.
Der Blick richtet sich automatisch auf den beigen Burgturm, der im Zentrum der Anlage steht. In diesem Moment wird einem auch bewusst, wieso sie den Spitznamen „Butterfass“ trägt: Der untere, dickere Turm ist eindeutig als das Fass zu erkennen, und in dem kleineren aufgesetzten, sieht man den Stampfer, mit dem die Sahne zur Butterherstellung in Bewegung gebracht wird.
Die Tür zum Burgturm steht offen und lädt dazu ein, die Stufen zu erklimmen und von oben einen Blick auf die Burganlage und die Stadt am Fuße des Berges zu werfen. Es herrscht rege Betriebsamkeit: überall laufen Menschen herum und schauen über die Burgmauern in die Ferne. Zum Beispiel in Richtung des ungefähr 25 Kilometer entfernten Wasserturms in Borken, den man bei klaren Wetter am Horizont erkennen zu kann. Oder hinunter auf die Altstadt von Felsberg.

Lässt man den Blick weiter schweifen, trifft dieser auf die alte Burgkapelle, die auch als „Pulverhäuschen“ bezeichnet wird. Weiter hinten im Hof sieht man einen überdachten Bereich, der den Eingang zum ehemaligen Burgkeller verbirgt.
Der Weg führt über die Wiese zur Kapelle. Es ist ein gedrungener Bau, durch dessen Tür Menschen, die über 1,90m groß sind nur treten können, wenn sie den Kopf einziehen. Die Innenwände sind weiß verputzt, an der Wand gegenüber der Tür hängen die Wappen der verbündeteten Herzogtümer. Rechts neben der Tür steht eine alte Ritterrüstung. Die Mitte des Raumes ziert ein langer Tisch. Er wirkt wie eine Tafel aus einer anderen Zeit, so dass man sich gut vorstellen kann, wie es früher in anderen Räumen der Burgherren ausgesehen haben könnte. Zur Linken hängen zwei ineinander verschlungene Kränze von der Decke. Diese symboliseren Eheringe und deuten an, dass dies der Raum ist, in dem die Trauungen durchgeführt werden, denn es besteht die Möglichkeit, sich an diesem Ort standesamtlich und kirchlich trauen zu lassen. Zumindest, wenn man einen Pfarrer findet, der darüber hinwegsehen kann, dass es sich um eine „Burg“kapelle handelt. Im Sommer finden auf der Burg ca. drei standesamtliche Trauungen innerhalb von 14 Tagen statt. „Die Hochzeiten hier oben auf der Burg sind immer wieder schön anzusehen, besonders dann, wenn das Brautpaar aus der Kapelle tritt und von Mitgliedern des Burgvereins in Felsbergertracht mit Sekt empfangen wird. Das ist immer ein besonderes Erlebnis“, so ein weibliches Mitglied des Burgvereins, das selbst bereits an einem solchen Empfang teilgenommen hat.

Porträt Felsburg 2
Modell der Burg im Maßstab 1:100

Der nächste Weg führt zu dem überdachten Bereich und anschließend eine Steintreppe hinunter in den Burgkeller. Durch einen Torbogen betritt man den Raum. Sofort wird Blick auf einen großen Kronleuchter gezogen, der mittig von der Decke hängt. Auch für Feiern kann der Keller genutzt werden, was die Bierzeltgarnituren in der Mitte des Raumes andeuten. Erhellt wird er durch ein großes Fenster, das sich in der gegenüberliegenden Wand befindet.

Wieder oben auf der Wiese angekommen, sind entzückte Kinderstimmen zu hören, die ihren Eltern aufgeregt „Oh guck mal da!“ zurufen. Auch Erwachsene, die sich mit Familienangehörigen oder Freunden unterhalten und erfreut feststellen, was man von der Spitze des Berges alles sehen kann, sind zu vernehmen.
Sollten Fragen, was die Burg und ihre Geschichte betrifft, aufkommen, kann man die Mitglieder des Burgvereins befragen. Es werden sogar Führungen angeboten, in denen alles genau erklärt wird. Diese können bis zu einer Stunde dauern, aber danach sollte sämtlicher Wissenshunger gestillt sein.

Die Besucher der Burg setzen sich aus Einheimischen und Touristen zusammen, welcher Anteil genau überwiegt, ist allerdings nicht zu sagen. Das was die Auswärtigen anzieht, ist nach Meinung eines Burgvereinsmitgliedes, dass sie noch authentisch ist, da die vorhandenen Grundrisse eine gute Rekonstruktion erlaubt haben. Auch da die Burg im Besitz des Landes Hessen ist und durch dieses subventioniert wird, ist ihr Erhalt einfacher, als würde sie sich in Privatbesitz befinden.
Was die Felsberger immer wieder auf die Burg bringt, ist für das Mitglied des Burgerveins klar: Für die älteren Bewohner gehöre es dazu, ja dass es sogar eine eine Tradiotion sei, den Burgverein und damit auch die Burg zu unterstützen.
Für Touristen würde sie attraktiv gemacht durch Werbungen in Zeitungen oder Ankündigen im Internet. So kamen zum Beispiel zum Tag der Burgen und Schlösser ungefähr 200 Besucher auf die Burg. Auch zum Tag des offenen Denkmals kommen mehr Besucher auf die Burg, als an einem regulären Sonntag.
Tatsächlich hat sogar ein Zeitungsbericht vom Tag der Burgen und Schlösser einige Besucher auf die Burg geführt, die vorher nicht wussten, dass die Burg in den Sommermonaten jeden Sonntag geöffnet ist. Sie empfanden die Burg als sehr eindrucksvoll, sogar schöner als andere touristische Orte in Nordhessen.
Die Felsberger zieht es auch immer wieder auf die Burg, da sie den Ausblick über das Edertal genießen oder sie ihren Kindern einen etwas anderen Sonntagsspaziergang bieten wollen.
„Sie gehört zu Felsberg!“ ist die einstimmige Meinung der Felsberger und es sei „immer wieder schön“ im Innenhof zu stehen und seinen Blick über die Stadt schweifen zu lassen. Es sei auch normal und gehöre einfach dazu mindestens ein Mal pro Jahr auf die Burg zu gehen, sei es mit Besuch oder einfach nur als Sonntagsspaziergang.
Auch sei die Atmosphäre des Felsberger Weihnachtsmarktes besser, als zum Beispiel in Kassel. „Es ist einfach was ganz anderes, wenn man auf dem Marktplatz steht, den Blick zur Burg hochwandern lässt und da die beleuchteten Weihnachtsbäume stehen sieht“, so ein einheimischer Besucher der Burg.

Porträt Felsburg 1
Burgtor

Man lässt noch ein weiteres Mal den Blick schweifen, um die Aussicht zu genießen und einen letztem Eindruck vom Turm zu erlangen. Der Lärm der Autos, die durch die Stadt fahren, dringt nicht den Berg hinauf. Von hier oben wirken sie eher wie Spielzeuge.
Dann tritt man den Rückweg an. Knapp 100 Stufen den Berg hinunter, das Schlagen der im Wind wehenden Deutschlandflagge immer in den Ohren.

 

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