Göttingen – Samstag Abend. Menschen aller Altersklassen strömen in Richtung Sparkassen-Arena. Die Stimmung ist gut und die Begeisterung ansteckend. Geschmückt mit Lila Trikots oder Schals, machen sich die Fans der „Veilchen“ auf dem Weg zum Heimspiel. Hochklassiger Basketball ist hier in Göttingen Hochkultur.

Doch zu Beginn des Jahres findet sich die BG Göttingen auf dem letzten Platz der Basketball Bundesliga wieder. Nach der Niederlage am 11.1., im Derby gegen die Löwen aus Braunschweig, wird dann die Konsequenz gezogen. Mikko Riipinen übernimmt den Cheftrainer-Job von Oliver Foucault.

Göttingen liebt die BG

Seit 2014 ist die BG wieder Teil der Basketball-Bundesliga, der höchsten Spielklasse Deutschlands. Die Heimspiele locken stets die Basketball-Begeisterten aller Bevölkerungsgruppen in die Sparkassen-Arena. Das Heimspiel am 25.1. fand unter dem Motto „Gemeinsam für Inklusion“ statt. Für Menschen mit Sehbehinderung wurde eine Audiodeskription des Spiels über Kopfhörer angeboten. Kurz nach der Halbzeit gab es von dieser auditiven Spielerfahrung auch eine Hörprobe für die gesamte Arena. In der Halbzeitpause fand zudem ein umkämpftes Rollstuhlbasketballspiel statt, zwischen der Heinrich-Böll-Schule und dem ASC Göttingen. Auch unter Studierenden erfreut sich die BG stets großer Beliebtheit. Mit dem Kulturticket können diese im Vorverkauf und an der Abendkasse jeweils bis zu 100 ermäßigte Tickets für nur einen Euro erwerben.

Neustart zum Neujahr

Sportlich sieht es zu Beginn des Jahres schlecht aus. Am 11.1. verlieren die „Veilchen“ zuhause mit 86:107 gegen die Löwen aus Braunschweig – die zwölfte Niederlage im dreizehnten Spiel. Die BG steht auf dem letzten Platz der BBL. Daraufhin übernimmt Mikko Riipinen den Cheftrainer-Job. Der Schwede wechselt von den Norköpping Dolphins, bei denen er schon von 2003 bis 2012 als Spieler aktiv war, in die Universitätsstadt. Mit den Dolphins konnte er als Headcoach von 2021-24 jeweils die schwedische Meisterschaft, und 23′ und 24′ den Landespokal gewinnen. Zudem ist Riipinen seit 2021 Trainer der schwedischen Nationalmannschaft, mit welcher er letzten November auch gegen Weltmeister Deutschland gewinnen konnte. Der 37-Jährige bringt also ein beeindruckendes Resume mit an die Leine, und soll die BG nun wieder auf die Erfolgsspur führen. Auch der Spielerkader wird durch einen Neuzugang verstärkt. Der US-Amerikanische Point-Guard Marcus Shaver Jr. kommt aus der tschechischen ersten Liga.

Mikko Riipinen beim Auftakttraining // Video: BG Göttingen

Traumstart verpasst

Am 18.1. spielt die BG ihr erstes Spiel unter Riipinen in Weißenfels beim MBC – der Auftakt einer Doppelserie. Die Göttinger müssen sich auswärts erneut geschlagen geben. In einer knappen Partie wird die Aufholjagd der BG am Ende nicht belohnt – nach einem missglückten Inbound-Pass verwandelt der MBC auf dem Fastbreak zum 93:91 Endstand, mit unter einer Sekunde auf der Uhr. Ein bitterer Einstieg der jedoch auf mehr hoffen lässt.

Am 25.1. folgt dann das erste Heimspiel der Neuzugänge, im Rückspiel gegen den MBC. Die Sparkassen-Arena ist mit über 3200 Fans gut gefüllt. Die BG fällt früh zurück und nach dem ersten Viertel steht es bereits 13:23 für die Gäste – ein Rückstand, der bis zum Ende der Partie hält: 80:94 der Endstand. Trotz des ernüchternden Ergebnis sind die Ansätze offensiv deutlich zu erkennen. Besonders das neue Guard-Duo Shaver und Holder schaffen es immer wieder Punkte für sich und andere zu kreieren. Zusammen sind die beiden für 38 Punkte und 6, der 12 Göttinger Assists verantwortlich. 11 Assists weniger als der Gegner – die Göttinger Offensive schafft es zu selten Werfer freizuspielen. Die offenen Würfe werden zu selten verwandelt. Die BG trifft gegen den MBC nur 25% ihrer 3-Punkt-Versuche.

Die Defensive ist noch zu inkonsequent und lässt besonders spät in den Ballbesitzphasen der Gegner zu viele einfache Würfe zu. „Unsere Tiefs sind zu tief um Spiele zu gewinnen“, räumt Riipinen nach dem Spiel ein. Besonders in der Defensive sieht auch er das Verbesserungspotential. Lob spricht er den Fans gegenüber aus: Die Sparkassen-Arena könne durch die Unterstützung von den Rängen langfristig eine Herausforderung für Gegner darstellen. Nun sei es sein Job, die Ordnung auf dem Parkett herzustellen.

Auch am vergangenen Wochenende (1.2.) musste sich die BG erneut geschlagen geben, im Auswärtsspiel gegen die Towers aus Hamburg. Die Einzelleistung von Deion Hammond sticht hervor, für ihn waren es am Ende 30 Punkte. Der Kader schafft es noch nicht einheitlich die Leistung auf das Feld zu bringen, zu inkonstant das Spiel der Veilchen. Die von Riipinen angesprochenen Tiefs sind wieder klar zu erkennen – ein konkurrenzfähiges erstes Viertel und die Aufholjagd im vierten (11:26) können lange Durststrecken im zweiten und dritten Viertel nicht ausgleichen. Der Endstand: 91:82, auch im dritten Spiel unter Riipinen erzielt die BG über 80 Punkte und verliert dennoch deutlich.

Endspiel gegen Skyliners?

Am kommenden Samstag (8.2.) steht das nächste Auswärtsspiel an. Der Gegner: Die Skyliners, der direkte Konkurrent im Abstiegskampf, nur einen Tabellenplatz vor der BG. Das Team aus Frankfurt hat in der Liga bereits einen Vorsprung von 3 Siegen und konnte die Veilchen im ersten Saisonspiel mit 28 Punkten besiegen – entscheidend für den direkten Vergleich. Ein Sieg gegen die Skyliners wäre ein großer Schritt in Richtung Klassenerhalt.

Trotz der Wichtigkeit des Spiels, kommt noch kein Endspielcharakter auf. Den Verantwortlichen ist die Situation bewusst – der Umschwung braucht Zeit. Riipinen braucht Zeit seine Vision umzusetzen, der Kader ist dünn. Daran ändert auch der Zugang von Shaver Jr. nichts. „Er ist nicht als Retter gekommen“ , betonte Riipinen nach dem letzten Heimspiel, das Zusammenspiel muss erst entwickelt werden. In Riipinen konnte sich die BG einen vielversprechenden Trainer sichern – falls es dazu kommen sollte, auch mit Vertrag für Liga 2.

In jedem Fall ist sicher: Unabhängig vom Ergebnis am Wochenende, wird die BG weiter um den Klassenerhalt spielen. Nach dem Abgang von Marijn Ververs kann auch noch ein Neuzugang verpflichtet werden. Am 13.2. kommt ein starker Gegner aus Ulm nach Göttingen. Vor heimischer Kulisse ist immer alles möglich – die Fans werden wieder lautstark dabei sein, und die BG anfeuern.

Ein Gedanke zu „Neustart zum Neujahr – BG Göttingen in der Krise“

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