OER – die Open Educational Resources
„Freie Bildung für alle“ ist das Motto von OER, den Open Educational Resources. Diese Ressourcen werden allen frei zugänglich gemacht. Außerdem können diese Materialien wiederverwendet und auch verändert werden.
Stehen Materialien im Netz unter dem üblichen Urheberrecht, muss ein langer, aufwendiger Weg auf sich genommen werden, um die Materialien verwenden zu dürfen. Denn eigentlich muss jede*r Urheber*in gefragt werden, bevor man ihre Materialien verwendet. Dazu gehören häufig auch langwierige Aushandlungsprozesse, unter welchen Bedingungen und welcher Bezahlung diese Verwendung erlaubt wird. Wenn man diesen Weg nicht auf sich nimmt – so wie es häufig Sitte bei Kopien von Schulbüchern oder Verwenden von Fotos ist – können saftige Klagen und sogar Freiheitsstrafen drohen. Durch diese Einschränkungen werden viele Lehrkräfte zu Einzelkämpfer, denn jede Lehrkraft erstellt ihre eigenen Materialien und ist dabei auf sich gestellt. Materialien werden überflüssiger Weise mehrfach erstellt, können nicht von andere genutzt werden und verrotten irgendwo im Keller.
In Zeiten der digitalen Bildung werden freien Lizenzen daher immer unverzichtbarer. Mit diesen wird eindeutig geklärt, was man mit den Materialien tun darf und wie. Es gibt verschiedene offene Lizenzmodelle im Zusammenhang mit OER. Am bekanntesten sind aber die Creative Commons Lizenzen. Dafür werden die Materialien mit einem Lizenzhinweis versehen, der die Nutzungsbedingungen klärt.
„Open Educational Resources (OER) sind jegliche Arten von Lehr-Lern-Materialien, die gemeinfrei oder mit einer freien Lizenz bereitgestellt werden. Das Wesen dieser offenen Materialien liegt darin, dass jedermann sie legal und kostenfrei vervielfältigen, verwenden, verändern und verbreiten kann. OER umfassen Lehrbücher, Lehrpläne, Lehrveranstaltungskonzepte, Skripte, Aufgaben, Tests, Projekte, Audio-, Video- und Animationsformate.“
(von Jöran Muuß-Merholz für OERinfo – Transferstelle für OER unter CC BY-SA 4.0. Das englischsprachige Originaltext der UNESCO ist unter CC BY-SA 4.0 lizenziert).
Materialien, die unter diesen freien Lizenzen stehen, können einfach unter den entsprechenden Nutzungsbedingungen verwendet werden. Durch den freien Zugang können Informationen ohne Hürden verbreitet werden und durch die „Weisheit der Vielen“ können Materialien verbessert und aktualisiert werden. Es gibt dabei vier verschiede Bedingungen – Namensnennung, Wiederveröffentlichung unter gleichen Bedingungen, Nicht-kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung –, die verschieden kombiniert werden können und im Bild unten erklärt sind. Die Bedingungen der Nicht-Kommerziellen Nutzung und Nicht-Bearbeitung widersprechen dabei den Grundsätzen der OERs. Denn OER sollten frei bearbeitbar sein und die Bedingung der Nicht-Kommerziellen Nutzung schließt mehr Nutzer*innen aus, als man vermutet wie z.B. Privatschulen und den klassischen Nachhilfe-Unterricht.
Seine eigenen, selbst erstellten Materialien unter freie Lizenzen zu stellen, ist nicht besonders schwer. Im Grunde genommen muss man sich nur dafür entscheiden und seine Materialien mit dem entsprechenden Lizenzhinweis versehen. Beim Wählen der Lizenz und Formulieren des Lizenztextes hilft einem die Website der Non-Profit Organisation Creative Commons. Aufgepasst werden muss nur, wenn Personen oder Marken auf den Materialien zu finden sind, denn das Persönlichkeits- und Markenrecht muss auch beachtet werden. Anders sieht es leider momentan noch bei der Suche und Einbettung von Materialien unter CC-Lizenzen aus. Denn wirklich passende Materialien sind teilweise noch Raritäten und das Urheberrecht versperrt häufig den Zugang. Auch ist es teilweise etwas mühselig einen komplett richtigen Lizenzhinweis zu erstellen. Wenn man nämlich frei lizenziertes Material weiterverwenden möchte, muss ein korrekter Nachweis erbracht werden. Nur bei gemeinfreien Materialien unter CC0 ist man von dieser Lizenzpflicht befreit. Ein Lizenztext muss die Informationen beinhalten, wer Urheber*in des Materials ist und unter welcher Lizenz es veröffentlicht wurde. Die TULLU-Regel hilft dabei keine notwendigen Informationen für den Lizenztext zu vergessen: Titel – wie ist das Material benannt? Urheber/-in – wer hat das Material erstellt? Lizenz – unter welcher Creative Commons Lizenz ist das Material veröffentlicht worden? Link zur Lizenz – wo ist der Lizenztext zu finden? Ursprungsort – wo ist das Material zu finden?
Trotz der Hürden sind OER auf vielen verschiedenen Seiten zu finden. Eine der besten Seiten für OER ist Wikipedia und das dazugehörige Wikimedia Commons, denn auf dieser Website sind nahezu alle Texte und Bilder unter freier Lizenz. Das Beste an der Nutzung von diesen Webseiten ist, dass man mithilfe des Lizenzhinweis-Generators auch einfach den entsprechenden Lizenzhinweis ausgespuckt bekommt. Auch Google Bilder und Youtube vereinfacht das Finden von OER enorm. Denn hier kann einfach unter den Suchfiltern eingestellt werden, dass man nach Bildern oder Videos unter freien Lizenzen sucht. Es gibt mehrere, beliebte Webseiten mit eigenen, offenen Lizenzen wie z.B. Pixabay, Pexels oder Unsplash. Diese haben keine CC-Lizenz und ihre Verwendung ist daher etwas schwieriger, aber möglich, wie irights in diesem Artikel darlegt. Flickr zu benutzen ist daher etwas einfach, denn die Webseite arbeitet weiterhin mit CC-Lizenzen (Stand 04/21). Hier findet man eine Auflistung vieler verschiedener Möglichkeiten an Text, Bild, Ton, Video und andere Materialien unter freien Lizenzen zu kommen.
Quellen:
- Für weiterführende Informationen findet man im Netz viele Selbstlernkurse wie z.B. von der Uni Göttingen oder der Uni Bochum unter DigiLL
- Creative Commons Urheberrechtslizenzen