Orientierung im Tool-Chaos: Feedback
Wer mir schmeichelt, ist mein Feind. Wer mich tadelt, ist mein Lehrer.
Bevor wir uns aber den unterschiedlichen Tools widmen, sollten wir uns darüber klar werden, dass es unterschiedliche Formen von Feedbacks gibt. Die Frage, welche Form der Rückmeldung wir benötigen, beeinflusst nämlich die Wahl des Tools. Zunächst hat die Frage, wann wir uns das Feedback einholen, maßgeblich Einfluss auf die Suche nach dem richtigen Tool. Häufig braucht man schon vorab eine Rückmeldung, um die unterschiedlichen Vorkenntnisse und Wünsche zu identifizieren. Auch während einer Unterrichtseinheit, wenn eine Lernmethode nicht funktioniert oder wenn man sich unsicher ist, ob der Stoff gerade verstanden wurde, kann eine Ursachenforschung sinnvoll sein. Feedback-Einholen nach jeder Unterrichtseinheit sollte die Lehrperson jedoch kritisch abwägen, denn es stellt sich schnell eine gewisse Kritik-Müdigkeit bei den Lernenden ein. Dabei hat der Umstand, dass man zu einer Rückmeldung aufgefordert wird, zunächst einen motivierenden Effekt: Die Feedback-Gebenden sind zur Interaktion aufgefordert und gleichzeitig zeigt die Lehrkraft, dass sie die Meinung und Wahrnehmung der Anderen wertschätzt. Dieser motivierende Effekt entfällt, wenn zu oft eine Rückmeldung erbeten wird und diese keine Wirkung zeigt. Daher ist eine pointierte Abfrage des Status quo sinnvoller z.B. zur Halbzeit. Zu diesem Zeitpunkt haben die Lernenden genügend mitbekommen, um eine vernünftige Bewertung abzugeben. Gleichzeitig kann die gegebene Rückmeldung den Lernenden selbst zu Gute kommen. Auf Grundlage dieser Kritik kann die Lehrkraft die zweite Halbzeit gestalten und aufgetretene Probleme ausmerzen. Üblich ist auch das Feedback-Abfrage zum Ende eines Lernabschnittes, wo die Lernenden überprüfen können, ob sie alle Ziele erreicht haben.
Also brauchen wir Feedback-Tools, wo man nur einzelne Wörter wie z.B. Was wünscht ihr euch im folgenden Halbjahr? abfragt oder wo man die Stimmen auszählen kann z.B. bei der Frage Was soll nächste Stunde wiederholt werden?. Manchmal ist auch am wichtigsten, dass man einen Überblick über die Hetero- oder Homogenität der Meinungen erhält oder dass man möglichst viele Gestaltungsmöglichkeiten hat. Wenn man sich besonders oft Anregungen einholen möchte, ist eine große Vielfalt an Tools ratsam. Diese können nämlich einer auftretenden Kritik-Müdigkeit entgegenwirken.
Für Pragmatiker die Einfachen: Egal ob brainstormer oder mindwendel (siehe dazu auch unseren Artikel „Brainstormen leicht gemacht mit mindwendel oder brainstormer“) – mit diesen Tools kann man ganz praktisch und einfach alle Ideen, Vorschläge und Gedanken sammeln und ranken. Sie eignen sich hervorragend, um eine einfache Frage zu klären. Mit ein paar Klicks ist – ohne notwendige Anmeldung oder Registrierung – ein Link hergestellt, der mit den Feedback-Gebenden geteilt werden kann. Es gibt zusätzliche Funktionen wie einen Timer oder das Verteilen von Labels.
Für Minimalisten die Noch-Einfacheren: onlineQuestions, onlineClicker, bittefeedback oder answergarden sind wirklich nur darauf spezialisiert jeweils eine Funktion ausführen, was für Leute, die schnell überfordert sind oder die es noch einfacher mögen, hilfreich sein kann. Mit onlineQuestions können Antworten bzw. Kommentare gegeben und gerankt werden. Mit onlineClicker kann sich für etwas entschieden werden. Man könnte beispielsweise Unterrichtseinheiten mit Zahlen von 1-5 versehen und die Lernenden abstimmen lassen, welche sie am besten fanden. bittefeedback eignet sich, wenn mit einem Klick eine Bewertung für eine Unterrichtseinheit gegeben werden soll. Die Lernenden können lediglich auf eine einzige Frage Sterne von 1 bis 5 verteilen. Mit answergarden kann eine Wordcloud mit den gegeben Antworten erstellt werden.
Für Ideenlose die hilfreichen Vorlagen: Lamapoll bietet seinen Nutzern einige hilfreiche und ausführliche Vorlagen für Umfragen. Manche kann man sogar als Vorab-Test verwenden, um das Vorwissen der Lernenden zu überprüfen, z.B. eine Online-Übung für eine 2. Grundschulklasse für das Fach Deutsch. Die kostenlose Registrierung für den Feedback-Bekommenden ist zwar notwendig, ermöglicht dafür aber große Wahlmöglichkeiten: Mit einem Klick hat man bspw. einen umfassenden Fragenbogen zur „Dozentenbewertung“.
Die Umfrage kann man nach Belieben anpassen, was jedoch etwas Einarbeitungszeit bedarf, bis man das ganze Potenzial der Seite ausschöpft. Auch die Ergebnisse können sich sehen lassen, denn diese können gefiltert, grafisch betrachtet und in Echtzeit ausgewertet werden! Alle Ergebnisse können in Excel, Power Point oder auch SPSS exportiert werden. Selbst wenn einem diese Form der Umfrage nicht zusagt, kann man sich hier schnell und einfach ein paar Ideen zum Feedback-Einholen mitnehmen. Auch mit SurveyMonkey und Google Formulare kann sehr gut längere Umfragen erstellen und Vorlagen sichten. Jedoch sind die Vorlagen bei SurveyMonkey meist nicht kostenfrei, Google Formulare hingegen birgt häufig datenschutztechnische Probleme, weshalb beide hier nur am Rande erwähnt werden.
Für homo- oder heterogenes Feedback: Um auf einen Blick entscheiden zu können, ob Meinungen weit auseinandergehen, lohnt sich die Zielscheiben-Evaluation von oncoo. Ohne Registrierung kann hier besonders schnell eine Rückmeldung zu beliebig vielen Aspekten eingeholt werden. Vier Aspekte werden einem direkt vorgeschlagen, die sich besonders eignen, um eine Unterrichtseinheit zu evaluieren. In Echtzeit kann nun die Entwicklung der Zielscheibe beobachtet werden. Bei besonders weit auseinander gehenden Meinungen lohnt es sich dann, nochmal genauer nachzuforschen. Aber es gibt auch andere hilfreiche Anwendungen auf Oncoo, z.B. kann man mithilfe des Helfersystems live mitzubekommen, wann die Lernenden fertig mit den zu erledigenden Aufgaben sind.