Hatschepsuts Palast im alten Ägypten, der Teutoburger Wald, ein Schiff des Piraten Francis Drake. Das sind einige Schauplätze der Kinderbücher „Die Zeitdetektive“ des Autors Fabian Lenk. Die Kinder Kim, Leon und Julian entdecken in einer alten Bibliothek einen Zeitreiseraum und beginnen, begleitet von der ägyptischen Katze Kija, in vergangene Zeitalter zu reisen und historische Kriminalfälle zu lösen. „Die Zeitdetektive“ ist Lenks bisher bekannteste und erfolgreichste Reihe.

Auf dem Schreibtisch des Schriftstellers finden sich drei Bildschirme, auf denen er parallel arbeitet. „Der mittlere ist zum Schreiben gedacht. Links habe ich meist ein Bild von etwas Historischem, wie einem griechischen Tempel. Und rechts läuft manchmal ein Film, der zu dem Thema passt. Oder eine Geschichts-Dokumentation“.
Der 52-jährige arbeitete jahrelang als Journalist bei verschiedenen Printmedien und fing 1996 an, eigene Bücher zu veröffentlichen. Vor gut zweieinhalb Jahren hat der Bremer dann seine Stelle als Redakteur bei der Tageszeitung Weserkurier gekündigt und lebt seitdem allein vom Schreiben als Kinderbuchautor.
Zunächst schrieb Lenk Erwachsenenromane, und zwar Krimis. Eine ganze Reihe, die fünf Bände umfasst und sich um einen Boulevardreporter dreht. Lenk war selbst lange Zeit bei Boulevardzeitungen angestellt und ließ sich von den verschiedensten Geschichten inspirieren. Insgesamt veröffentlichte der Autor sechs Erwachsenenromane, bis 2001 sein erstes Kinderbuch im Loewe-Verlag verlegt wurde.
Den Genrewechsel hat Lenk seiner Frau zu verdanken. Diese ermunterte ihn, eine der Geschichten, die er ihr jährlich zum Geburtstag als Geschenk schrieb, doch einmal an einen Kinderbuchverlag zu schicken. Zwar wurde diese Geschichte dann nicht verlegt, Lenk bekam jedoch das Angebot, eine Reihe zu schreiben. Seitdem schreibt er Krimis für Kinder.

F.Lenk

Mit „Tatort Geschichte“ begab er sich dann zunächst ins alte Rom, eine Zeit, über die er mit am liebsten schreibt. Seine Geschichtsbegeisterung hat Lenk seit der Schulzeit, in der er davon träumte, Archäologe zu werden. Der Geschichtslehrer Tebelmann, der in den „Zeitdetektive“-Büchern die Geschichtsbegeisterung der Kinder weckt und fördert, ist sogar an einen Lehrer aus Lenks Schulzeit angelehnt.
Die Vorstellug, so mit dem Schreiben von Kinderbüchern seinen Lebensunterhalt zu verdienen, ist sehr idyllisch. Viele Menschen haben den Traum, einmal Schriftsteller zu werden, doch sollte man den straffen Zeitplan nicht unterschätzen. Denn Lenk hat viel zu tun. Der Autor gibt jährlich etwa 200 Lesungen, oft auch mehrere an einem Tag. Er kümmert sich um seine Homepage und beantwortet Fanpost. Und dann warten auch noch Bücher darauf, geschrieben zu werden. Er schreibt täglich zehn Seiten. Wenn er auf Lesereise ist, dann abends im Hotel, aber am liebsten zuhause in seinem Büro. Bisher hat Lenk etwa 170 Bücher veröffentlicht. Eines pro Monat.
So eine hohe Frequenz funktioniert nur mit einer guten Planung. Am Anfang steht natürlich erst einmal eine Idee.
Inspiriert wird Lenk vor allem – wie sollte es als ehemaliger Journalist anders sein- von den Nachrichten. „Wenn in einem Wissenschaftsmagazin zum Beispiel ein Artikel über den Tod Tutanchamuns steht, dann spinne ich gerne selbst eine Idee dazu und recherchiere, wer ein Motiv gehabt haben könnte. So entsteht dann eine Geschichte“. Zudem hat der Autor Geschichtsmagazine abonniert, die immer griffbereit auf seinem Schreibtisch liegen. Die Recherche ist jedes Mal sehr vielseitig. Nicht nur Dokus und Artikel werden dabei zurate gezogen, auch der Chaos-Computer Club und das BKA waren bereits „Mithelfer“ bei der Formung von Lenks Geschichten. Historisches ist nämlich nicht das einzige Thema seiner Bücher. Auch Hacker und Drogen kommen in anderen Reihen vor. Der Autor hat Spaß daran, sich Szenarien vorzustellen. Etwa, wie man durch Deaktivieren des Sicherheitssystems in den Kölner Dom einbrechen könnte, und dann darüber zu schreiben.

Alle Informationen werden von Lenk auf zwanzig bis dreißig DINA4-Seiten zusammengetragen.
Dann kann der Schreibprozess beginnen. Das eigentliche Buchschreiben sei dabei der leichteste Teil, so Lenk. „Für das Schreiben eines Zeitdetektive-Bandes zum Beispiel brauche ich nur zehn Tage“. Die wahre Arbeit stecke im Exposé, einer Art Drehbuch, in dem der Autor jede Szene mit Handlungsorten, Zeit, Handlung und Ablauf akribisch plant. Man merkt Lenk an, dass er sich in den Büchern künstlerisch verwirklichen kann. Wenn er vom Schreiben redet, vergleicht er es mit dem Beherrschen eines Instrumentes. Er ist der Ansicht, ein guter Text sollte eine Szene so gut beschreiben können wie eine Fotographie.
Musik und Fotographie zählen zu den Hobbys des ehemaligen Schulband-Schlagzeugers. In seinem Schreibzimmer stehen ein Schlagzeug, auf dem er gerne mal trommelt, und sieben große Boxen. Er mixt in seiner Freizeit eigene Lieder mit selbstgeschriebenen Texten und veröffentlicht sie auf YouTube. „Nur singen tue ich nicht“ sagt er und lacht. Lenk musiziert auch gerne mit seinem Sohn Yannick, der Keyboard spielt.
Lenk hat das Glück eines „Zeitkorsett-Traums“, wie er es nennt. Er hat viele gut laufende Serien, für die er die Vorgabe hat, Bücher zu schreiben und nie Projektnot.
Auch international haben seine Bücher, die in zwölf Sprachen übersetzt wurden, Erfolg. Erst kürzlich lud das Goethe-Institut den Autor in die Slowakei ein, wo er Lesungen für Kinder auf Deutsch hielt. Lenk ist also immer auf Tour, das stört ihn aber überhaupt nicht. Er geht mehrmals die Woche mit seiner Frau ins Fitness-Studio, ist begeisterter Fußballfan und überhaupt sehr aktiv.
Außerdem liebt es der gebürtige Salzgitteraner zu reisen. Und das gerne möglichst weit weg. Dort kann es auch schon mal sein, dass er den Urlaub dazu nutzt, für ein geplantes Buch zu recherchieren, etwa in einem Labyrinth in Vietnam. Dort wird die die Handlung eines neuen Buches, das 2018 auf den Markt kommt, spielen.
Kinderbücher werden weitaus weniger von Verlagen honoriert als Erwachsenenbücher. Wo Romanautoren pro verkauftem Buch mit etwa einem Euro rechnen können, bekommen Kinderbuchautoren meist nur etwas mehr als die Hälfte. Man steht also unter dem Druck, möglichst viel zu verkaufen. Das klappt bei Lenk glücklicherweise ganz gut, was sicherlich auch dem strukturierten Arbeitsablauf geschuldet ist.
Der Beruf des Autors wandelt sich im Zeitalter der Digitalisierung. So ist man nicht mehr nur für das Schreiben von Büchern und Lesereisen verantwortlich. Es wird auch erwartet, dass man eine gepflegte Website hat und auf Social-Media Seiten aktiv ist. Das bedeutet natürlich mehr, aber auch eine facettenreiche Arbeit.
Doch nicht nur die Arbeit hat sich verändert. Als Kinderbuchautor konnte Lenk auch eine Änderung im Leseverhalten bei seinen Fans feststellen. „Bei Lesungen muss man die Kinder mehr fesseln, da sie viel leichter von mit Büchern konkurrierenden Medien abgelenkt werden. Doch wenn es dann gelingt, die Kinder zu begeistern, kennt ihre Neugier keine Grenzen“.
Lenk ist stolz auf seine schlauen Leser mit ihren cleveren Fragen. Romane für Erwachsene möchte er nicht mehr schreiben. Dazu fehlte ihm ohnehin aufgrund seiner laufenden Reihen, die ständig Fütterung bedürfen, die Zeit. Doch viele neue Projekte sind am Laufen oder geplant. 2018 erscheint Lenks erste Trilogie für junge Erwachsene, neue Reihen sind ebenfalls in Planung.